Kosmaplast 2001
Die hier gezeigten Arbeiten waren 2001 mein Beitrag
für eine Gruppenausstellung in Freiburg (Sabine Bürg Fotografie;
Sabine Klimek, Malerei; Kai-Uwe Wudtke, Fotografie; Ralf Weber,
Skulpturen), welche in den ehemaligen Produktionshallen einer
Kunststofffabrik Kosmaplast stattfand, und nach unserer Nutzung
abgerissen wurde. Die drei von mir ausgestellten Skulpturen (Eye on me/I
on me, Cube, OTIP) haben einen gemeinsamen Nenner: Erst durch die
Interaktion mit dem Betrachter vollenden sie ihre Form/Funktion.
Eye on me/I on me
Eye on me/I on me ist ein offenes Kunstwerk ,eine
Beton-Video-Installation. Die Installation besteht aus einer Betonsäule
aus der Amiereisen herausragen. Im Inneren der Betonsäule befinden sich
drei Monitore, welche mit jeweils einer Kamera verbunden sind, die die
Installation aus drei unterschiedlichen Perspektiven filmt. Für den
Betrachter sind von außen nur drei kleine Löcher zu sehen (auf drei
von vier Seiten), aus denen es blau heraus flimmert. Durch die Neugier
gepackt, gehen die Besucher auf die Säule zu und betreten damit das
Kamerafeld. Wenn sie in ein Loch schauen, sehen sie sich selbst, da sie
von hinten, unten oder seitlich gefilmt werden => Der Zuschauer wird
aus seiner passiven voyeuristischen Haltung gerissen. Die Installation
vereinnahmt ihn und konfrontiert ihn gleichzeitig mit sich. Diese
Selbstkonfrontation schockt und fasziniert durch ihre Auflösung der
Grenzen zwischen Mensch und Installation, Subjekt und Objekt. Der
Beobachter wird zum Beobachteten. Durch die neuen Perspektiven ist man
gezwungen einen Blick auf sich selbst zu werfen, der nicht unbedingt von
Vorteil sein muß. Anders als das bewußte Exponieren vor dem Spiegel
oder einer Kamera verweigert sich diese Installation dem heute weit
verbreiteten Drang zur Selbst-Inszenierung. Eye on me/I on me ist
dagegen als subversive Reflexion über das Selbst und sein Struktur
gestaltet. Erst durch die Interaktion mit dem Betrachter vollendet es
seine Form, und erschafft sich neu.
Cube
Im ursprünglichen Sinne ist Cube ein Teufelsknoten.
Ein Geschicklichkeitsspiel aus sechs verschiedenen Holzelementen,
welches richtig zusammengesteckt einen Teufelsknoten ergibt. Das ist
seine Zweckmäßigkeit, seine Daseinsberechtigung. Cube dagegen ist das
Spiel mit Möglichkeiten, Zweckentfremdung oder der Versuch, in den
Dingen mehr zu sehen als Ihre Funktion. Cube ist eine multiple,
begehbare Skulptur. Losgelöst von der Vorgabe, den Teufelsknoten
nachzubauen ergibt sich eine Vielfalt an Möglichkeiten, die sechs
Bauelemente zu einer Plasitk neu zusammenzufügen. Oft ist die Skulptur
auch Architektur (Containerbauweise). Somit ist Cube eine Plastik, die
nie vollendet ist, jede gefunden geglaubte Form ist nur ein
Modell/Variante. Cube besteht aus Douglasienholz-Elementen welche nur
durch das Zusammenstecken- und schieben der einzelnen Bauklötzen seine
Form und Statik gewinnt.
Otip
Otip ist ein sich im Wachstum befindendes,
bunt-poppiges Kunstobjekt für den öffentlichen Raum, welches als
Aktionsfläche gestaltet ist. Es wächst, verändert sich, gewinnt
unendlich neue Gesichter durch die vom Publikum hinzugefügten
Kaugummis. Otip ist der Versuch, Raum zu schaffen für den spielerischen
kreativen Umgang mit den zu ende gekauten, klebrig-bunten
Geschmacksträgern. Jeder ergänzt das Objekt, das ohne Formziel
gemeinschaftlich entsteht. Zur Ausstellung habe ich eine ca. 1 m hohe
Eisenstange welche auf einem 90 cm hohen Sockel montiert war, mit von
mir gekauten Kaugummis beklebt. Zur Vernissage wurden dann verschiedene
Kaugummis gereicht, welche, ganz in meinem Sinne, von den Besuchern nach
deren Benutzung der Skulptur hinzugefügt wurden. Somit veränderte sich
Otip am Abend der Vernissage durch die Mitarbeit des Publikums
beachtlich.
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